Allgemeiner Verhaltenskodex der Wikimedia-Stiftung

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Allgemeiner Verhaltenskodex der Wikimedia-Stiftung

Warum wir einen Allgemeinen Verhaltenskodex haben

Uns ist es ein Anliegen, so viele Menschen wie möglich zur Beteiligung an Projekten und Bereichen von Wikimedia zu ermutigen, um unsere Vorstellung einer Welt, in der jede Person an der Gesamtheit menschlichen Wissens teilhaben kann, erfüllt zu sehen. Wir glauben daran, dass unsere Gemeinschaft von Mitwirkenden so divers, inklusiv und zugänglich wie möglich sein sollte. Wir wollen diese Gemeinschaften als positives, sicheres und gesundes Umfeld für jeden, der ihr beitritt (und beitreten will) gestalten. Wir haben uns, auch mit der Erschaffung dieses Verhaltenskodexes, dem Erhalt dieses Gemeinschaftsklimas verpflichtet und werden ihn bei Bedarf anpassen und aktualisieren. Darüber hinaus ist er dazu gedacht, unsere Projekte vor Schäden und Verfälschungen durch Dritte schützen.

Im Einklang mit der Wikimedia-Mission sollen alle, die sich an Wikimedia-Projekten oder -Bereichen beteiligen, danach streben:

  • mitzuhelfen, dass jede Person ungehindert an der Gesamtheit menschlichen Wissens teilhaben kann,
  • Teil einer globalen Gemeinschaft zu sein, in der verzerrte, vorurteilsbehaftete Wahrnehmungen vermieden werden, sowie
  • sich bei allen Beiträgen für ihre Genauigkeit und Überprüfbarkeit einzusetzen

Dieser Allgemeine Verhaltenskodex (AVR, Englisch: UCoC) stellt Grundregeln erwarteten sowie untragbarer Verhaltensweisen auf. Er gilt für alle, die sowohl online als auch offline an Projekten und Bereichen von Wikimedia mitwirken. Dies schließt neue wie erfahrene Mitwirkende, Funktionsträger*innen innerhalb der Projekten, Organisierende und Teilnehmende von Veranstaltungen, sowie Angestellte und Vorstandsmitglieder der Wikimedia Foundation und Mitgliedsorganisationen. Der Verhaltenskodex gilt für alle Wikimedia-Projekte, technischen Bereiche, Präsenz- und virtuellen Veranstaltungen, sowie in den folgenden Fällen:

  • bei privaten, öffentlichen und halböffentlichen Interaktionen,
  • bei Diskussionen von Meinungsverschiedenheiten und bei Solidaritätsbekundungen zwischen Gemeinschaftsmitgliedern,
  • bei technischen Entwicklungsangelegenheiten,
  • bei Inhaltsbeiträgen,
  • beim Vertreten von Mitgliedsorganisationen/Gemeinschaften gegenüber externen Partnern

1 – Einleitung

Der Allgemeine Verhaltenskodex stellt einen Referenzwert grundlegender Verhaltensregeln zur Zusammenarbeit an Wikimedia-Projekten weltweit zur Verfügung. Vorausgesetzt, dass die hier aufgeführten Kriterien als Mindeststandard beibehalten werden, steht es den Gemeinschaften frei, weitere Regeln aufzustellen, die ihrem jeweiligen örtlichen und kulturellen Umfeld gerecht werden.

Der Allgemeine Verhaltenskodex gilt gleichermaßen und ausnahmslos für alle Wikimedianer*innen. Handlungen, die im Widerspruch zu den Allgemeinen Verhaltenskodex stehen, können zu Sanktionen führen. Diese Sanktionen können von den hierzu berufenen Funktionsträger*innen (je nach örtlich festgelegter Struktur) und/oder durch die Wikimedia-Stiftung als gesetzliche Eigentümerin der Plattformen verhängt werden.

2 – Erwartetes Verhalten

Wikimedianer*innen sind eigens für ihr Verhalten verantwortlich, unabhängig davon, ob sie Neulinge oder erfahrene Beitragsverfasser*innen, Gemeinschaftsfunktionär*innen, eine Mitgliedsorganisation, oder Mitglied bzw. Angestellte*r des Kuratoriums der Wikimedia-Stiftung sind.

Bei allen Projekten, Bereichen und Veranstaltungen von Wikimedia haben Handlungen und Verhaltensweisen stets auf Respekt, Anstand, Kollegialität, Solidarität und dem Gemeinschaftssinn zu beruhen. Dies gilt für alle Beitragenden und Teilnehmenden im Umgang anderen Beitragenden und Teilnehmenden, ohne dass Alter, geistige und körperliche Behinderungen, Erscheinungsbild, nationaler, religiöser, ethnischer oder kultureller Hintergrund, Kaste oder Gesellschaftsschicht, Sprachkenntnisse, sexuelle Orientierung, Geschlechtsidentität, biologisches Geschlecht oder Berufsfelder eine Rolle spielen. Wir machen hierbei ebenso wenig Ausnahmen aufgrund von Ansehen, Fertigkeiten oder Leistungen in Wikimedia-Projekten oder der Wikimedia-Bewegung.

2.1 – Gegenseitiger Respekt

Wir erwarten, dass alle Wikimedianer*innen anderen gegenüber Respekt zeigen. Wenn wir im Wikimedia-Umfeld online oder offline kommunizieren, begegnen wir uns gegenseitig mit Respekt.

Dies bedeutet unter anderem:

  • Einfühlungsvermögen: Zuhören und versuchen zu verstehen, was dir Wikimedianer*innen mitteilen wollen, die möglicherweise einen anderen Hintergrund haben. Bringe die Bereitschaft mit, dein eigenes Verständnis, deine Erwartungen und dein Verhalten zu hinterfragen und anzupassen.
  • Gehe von Handlungen nach Treu und Glauben aus und sei konstruktiv in deinen Beiträgen: Deine Beiträge sollten die Qualität des Projekts oder des Arbeitsergebnisses verbessern. Rückmeldungen sollten freundlich und nach Treu und Glauben gegeben und angenommen werden. Kritik sollte rücksichtsvoll und konstruktiv sein. Alle Wikimedianer*innen sollten bis zum Beweis des Gegenteils davon ausgehen, dass auch andere Mitwirkende gemeinschaftlich an der Weiterentwicklung der Projekte arbeiten wollen. Dies darf jedoch nicht dazu missbraucht werden, um Aussagen schädlicher Auswirkung zu rechtfertigen.
  • Respektiere, wie andere Mitwirkende sich selbst bezeichnen und beschreiben: Menschen benutzen oft bestimmte Begriffe, um sich selbst zu beschreiben. Zolle deinem Gegenüber den gebührenden Respekt, indem du dieselben Begriffe verwendest, wenn du mit ihnen oder über sie sprichst oder schreibst, soweit dies sprachlich und technisch machbar ist. Beispiele dafür sind:
    • Ethnische Gruppen könnten als Selbstbeschreibung bestimmte Namen anstelle derjenigen Bezeichnungen verwenden, die ihnen aus historischen Gründen durch andere gegeben wurden;
    • Namen von Personen können Buchstaben, Laute oder Wörter aus ihrer Sprache enthalten, mit denen du nicht vertraut bist;
    • Personen, die sich mit einer bestimmten sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität identifizieren, können unterschiedliche Namen und/oder Pronomen verwenden;
    • Personen mit spezifischen körperlichen oder geistigen Behinderungen verwenden möglicherweise bestimmte Begriffe, um sich selbst zu beschreiben.
  • Bei persönlichen Treffen heißen wir jede Person willkommen und gehen achtsam und respektvoll mit den Einstellungen, Grenzen, Empfindlichkeiten, Traditionen und Bedürfnissen der anderen um.

2.2 – Anstand, Kollegialität, gegenseitige Unterstützung und Gemeinschaftssinn

Wir streben die folgenden Verhaltensweisen an:

  • Anstand bezeichnet die Höflichkeit im Umgang und Sprachgebrauch miteinander, auch mit Fremden.
  • Kollegialität bezeichnet die freundliche Unterstützung zwischen Menschen, die sich für eine gemeinsame Sache engagieren.
  • Gegenseitige Unterstützung und Gemeinschaftssinn bedeutet die aktive Übernahme von Verantwortung für ein produktives, angenehmes und sicheres Umfeld in den Wikimedia-Projekten und als Beitrag zur Wikimedia-Mission.

Dies bedeutet unter anderem:

  • Betreuung und Coaching: Hilf Neulingen, sich zurechtzufinden und sich grundlegende Fertigkeiten anzueignen
  • Kümmere dich um andere Mitwirkende: Gib ihnen Unterstützung, wenn sie sie brauchen und tritt für sie ein, wenn ihnen nicht das nach diesem Allgemeinen Verhaltenskodex erwartete Verhalten entgegengebracht wird.
  • Erkenne die Leistungen anderer Mitwirkender an und schätze sie wert: Danke ihnen für ihre Hilfe und ihren Beitrag. Schätze ihre Leistungen wert und ehre sie, wo es ihnen gebührt.

3 – Inakzeptables Verhalten

Der Allgemeine Verhaltenskodex soll den Gemeinschaftsmitgliedern dabei helfen, unerwünschte Verhaltensweisen zu erkennen. Folgende Verhaltensweisen werden innerhalb der Wikimedia-Bewegung nicht geduldet:

3.1 – Belästigung

Hierunter fällt jedes Verhalten, das in erster Linie darauf abzielt einzuschüchtern, zu verstören oder aus der Fassung zu bringen, sowie jedes Verhalten, bei dem vernünftigerweise davon ausgegangen werden kann, dass dies die wahrscheinlichste Folge ist. Ein Verhalten ist dann als Belästigung anzusehen, wenn es über eine Verhaltensweise hinausgeht, die einer vernünftigen Person in einem globalen, interkulturellen Umfeld zumutbar wäre. Belästigungen treten oft in Form von seelischem Missbrauch auf, insbesondere gegenüber Personen in verletzlicher Position, und können auch darin bestehen, das Arbeitsumfeld, der Freundeskreis oder Familienmitglieder der Person zu kontaktieren, um sie einzuschüchtern oder bloßzustellen. Verhaltensweisen, die bei einmaligem Vorkommen nicht als Belästigung einzustufen wären, können sich im Wiederholungsfall zu einer Belästigung entwickeln. Belästigungen sind unter anderem:

  • Beleidigungen: Hierzu gehören Beschimpfungen, Verunglimpfungen, der Gebrauch von Stereotypen und alle Angriffe aufgrund persönlicher Merkmale. Beileidigungen können sich auf angenommene Merkmale wie die Intelligenz, das äußere Erscheinungsbild, die ethnische Zugehörigkeit, die Hautfarbe, die religiöse Zugehörigkeit (oder das Fehlen deren), die Kultur, die Kaste, die Gesellschaftsschicht, die sexuelle Orientierung, das biologische oder soziale Geschlecht, Behinderungen, das Alter, die Nationalität, die politische Zugehörigkeit, oder andere Charakteristika beziehen. In manchen Fällen kann das Zusammenkommen von wiederholtem Spott, Sarkasmus oder Aggression den Tatbestand einer Beleidigung erfüllen, selbst wenn die einzelnen Äußerungen an sich nicht als beleidigend erachtet werden.
  • Sexuelle Belästigung: Sexuelle Interessenbekundungen oder Annäherungsversuche jeglicher Art gegenüber anderen, obwohl die agierende Person weiß, oder es nach vernünftigen Maßstäben wissen sollte, dass die Handlungen unerwünscht sind, oder wenn aufgrund der Umstände kein Einverständnis gegeben werden kann.
  • Bedrohungen: Ausdrückliche oder angedeutete Drohung körperliche Gewalt, ungerechte Bloßstellung, ungerechtfertigte Rufschädigung, üble Nachrede, oder die unbegründete Androhung rechtlicher Schritte, um eine Auseinandersetzung zu gewinnen oder jemanden zu einer gewünschten Handlung zu zwingen.
  • Anstiftung zur Verletzung: Hierzu gehört die Verleitung anderer, Selbstverletzung oder Selbstmord zu begehen, sowie jemanden zu gewalttätigen Angriffen gegenüber Dritten anzustiften.
  • Veröffentlichung personenbezogener Daten („Doxing“): persönliche Daten anderer Mitwirkender − zum Beispiel Namen, Arbeitstelle, Anschrift oder E-Mail-Adresse − ohne deren ausdrückliche Einwilligung weiterzugeben, sei es innerhalb der Wikimedia-Projekte oder anderswo, bzw. Informationen über ihre Aktivitäten bei Wikimedia außerhalb der Projekte weiterzugeben.
  • Nachstellung: einer Person quer durch ein oder mehrere Projekte zu folgen und ihre Beiträge mit dem hauptsächlichen Ziel, sie zu zermürben oder zu entmutigen, wiederholt zu kritisieren. Wenn Probleme dieser Art nach Mitteilungs- und Aufklärungsbemühungen weiterhin bestehen, müssen die Gemeinschaften diese möglicherweise mittels bereits bestehender Prozesse innerhalb der Gemeinschaft lösen.
  • Trollen: Unterhaltungen vorsätzlich zu stören oder böswillige Beiträge zu verfassen, um absichtlich zu provozieren.

3.2 – Missbrauch von Macht, Vorrechten oder Einfluss

Missbrauch entsteht, wenn sich jemand in einer tatsächlichen oder vermeintlichen Macht-, Ehren- oder Einflussposition gegenüber anderen Menschen respektlos, boshaft und/oder gewalttätig verhält. Im Umfeld von Wikimedia kann dies zum Beispiel in Form von verbalem oder seelischem Missbrauch auftreten und sich teils mit einer Belästigung decken.

  • Missbrauch der Position durch Funktions- und Amtsträger*innen sowie Angestellte: wenn Funktions- und Amtsträger*innen sowie Angestellte der Wikimedia Foundation oder der Affiliates ihre Befugnisse, ihr Wissen oder die ihnen zur Verfügung stehenden Mittel dafür nutzen, andere einzuschüchtern oder zu bedrohen.
  • Missbrauch von Status und Netzwerken: die eigene Position und den eigenen Ruf dafür nutzen, andere einzuschüchtern. Von Mitwirkenden mit erheblicher Erfahrung und weitreichenden Netzwerken in der Wikimedia-Bewegung erwarten wir, dass sie im besonderen Maße auf ihr Verhalten achten, da feindselige Kommentare von ihnen unbeabsichtigt starke Gegenreaktionen auslösen können. In der Community einflussreiche Menschen genießen das Privileg, als besonders zuverlässig zu gelten, und sollten dies nicht missbrauchen, um Personen mit anderer Meinung anzugreifen.
  • Psychologische Manipulation: böswillig jemanden dazu bringen, an der eigenen Wahrnehmung, an den eigenen Sinnen oder am eigenen Verstand zu zweifeln, um eine Auseinandersetzung zu gewinnen, oder jemanden dazu bringen, sich so zu verhalten, wie man es möchte.

3.3 – Vandalismus von Inhalten und Missbrauch der Projekte

Absichtlich einseitige, falsche, unrichtige oder unangemessene Inhalte einfügen oder das Erstellen (und/oder das Pflegen) von Inhalten behindern, stören oder auf andere Weise erschweren. Dies schließt unter anderem ein:

  • wiederholt wahllos oder grundlos Inhalte löschen, ohne die erforderliche Diskussion oder Angabe einer Begründung,
  • systematische Manipulation von Inhalten, um eine bestimmte Interpretation der Fakten oder Standpunkte zu begünstigen (auch durch verfälschende oder absichtlich falsche Wiedergabe von Quellen oder Verändern der richtigen Zusammenstellung der Inhalte der Projekte),
  • Hassrede in jeglicher Form oder diskriminierende Sprache, um damit zu diffamieren, zu demütigen oder Hass gegen Personen oder Gruppen aufgrund ihrer Identität oder Überzeugungen zu schüren,
  • die Verwendung von Symbolen, Bildern, Kategorien, Tags oder anderen Arten von Inhalten, die für andere einschüchternd oder schädlich sind, außerhalb des Kontextes der enzyklopädischen, informationsorientierten Nutzung. Dies schließt eine systematische Veränderung von Inhalten ein, die auf Ausgrenzung oder Ächtung abzielt.